Los ging es mit einem Zahlenquiz:
Wie viele Einwohner hat Belgien? (11 Millionen).
Wie hoch ist der höchste Berg? (Signal de Botrange, 694 Meter).
Belgische Filialen von Aldi Nord? (448). Und Süd?: 0
Anzahl der Chocolatiers? (320).
Höhe des Atomiums in Brüssel? (102 Meter)
Offizielle Landessprachen? (3: Niederländisch, Französisch, Deutsch)
Für jede ansatzweise richtige Zahl flog eine Praline in die Richtung, aus der die Antwort kam.
Die Stimmung war von Anfang an prächtig
Beim belgischen Abend mit dem Journalisten und Autor Bernd Müllender im Café eigenleben war die Stimmung von Anfang an prächtig.
Weiter ging es mit dem lustigen Prominentenraten:
Bekannte Belgier? (Die Maler Bruegel, Rubens, Magritte, der Zeichner Hergé (Tim und Struppi), der Schriftsteller George Simenon, die Sänger Adamo und Jacques Brel, der Jazzmusiker Django Reinhardt, der Komponist Orlando di Lasso und Popstar Stromae.
Natürlich gab es von jedem Musiker eine kleine Hörprobe.
Bernd Müllender zählte noch einige wichtige belgische Erfindungen auf: Impfstoff gegen Keuchhusten, Audiokassette, Rollschuhe, Waffel, Praline, Rosenkohl, Chicorée.
Belgische Gerichte und belgische Lebensart
Spätestens jetzt hatten die dreißig Gäste im ausverkauften Café eigenleben ordentlich Appetit und genossen den Waterzooi-Eintopf mit Gemüse und Hühnchen, den Chicorée im Schinkenmantel, die Mattentart aus Blätterteig und Quark und das echte belgische Bier. Die typisch belgischen Gerichte hatte unser Koch, Sascha Bock, wunderbar hinbekommen.
Zwischen den Gängen las der Autor aus seinen Artikeln und Büchern vor. Zum Beispiel über das Gespräch mit dem Schriftsteller Freddy Derwahl. Was der an Belgien toll findet?
»Das Bukolische, das Leichte, Lebensart und Lebensstil, Freiheit, Lebendigkeit, Revolution.« Das Land sei »kompliziert« , aber die Belgier seien »nicht verrückt oder Chaoten. Wir sind ein buntes, vielfältiges Gebilde auf intensiv kleinem Gebiet.«
Derwahl attestiert den Belgiern »eine Mischung aus Lebensklugheit, Weitsicht und stillem Genießen. Und Abwarten.«
Das Besondere an Ostbelgien und die dreisprachige Nationalhymne
Besonders gut gefällt dem Aachener Bernd Müllender das deutschsprachige Ostbelgien. Es ist mit 854 Quadratkilometern kleiner als Berlin und hat etwa 76 000 Einwohner.
Die Deutschsprachige Gemeinschaft ist Teil der wallonischen Region, hat ein eigenes Parlament und eine Regierung mit vier Ministern, inklusive Ministerpräsident. »Man spricht hier Deutsch und fühlt sehr belgisch. Nie darf man deutsche Minderheit oder deutsche Gemeinschaft sagen«, berichtete der Autor.
Er erzählte vom Kuriosum der belgischen Nationalhymne. Der Text ist in französischer Sprache gehalten, aber es gibt sie für die Flamen auch auf Niederländisch. Und für die Deutschsprachigen auf Deutsch. Beim der Fußball-Europameisterschaft singt die »Diables Rouges“ oder »Rode Duivels“ oder »Rote Teufel« genannte Nationalmannschaft die Nationalhymne dreisprachig. Auf ihren Spielertrikots steht jedoch auf Englisch »Belgium«, angefeuert wird auch auf Englisch (Belgium, Belgium).
Die Erfindung der Praline und andere Spezialitäten
Wir erfuhren von Bernd Müllender außerdem, wie die Praline entstand: Der belgische Apotheker Jean Neuhaus hatte Pillen mit Schokolade ummantelt, damit sie besser schmeckten. Das wurde ein voller Erfolg. Enkel Jean Neuhaus jr. ersetzte die Medizin in der Schokolade dann durch köstliche Füllungen und erfand so die Praline.
Bernd Müllender bot auch Wissenswertes zum Thema Fritten, die es leider im Café eigenleben nicht gab (weil das Café keine Genehmigung für eine Fritteuse hat): »In Belgien sind sie, flämisch Friet, französisch Frites genannt, ein identitätsstiftendes Nationalheiligtum.«
Sogar Sternekoch Viki Geunes ›› serviere manchmal Fritten und brate sie in einer Fettmischung aus pflanzlichem und tierischem Öl. »Ohne Rinderfett geht es nicht, man braucht den leicht animalischen Geschmack« verriet der Starkoch dem Autor in einem Interview.
Eine Führung durch Brüssel mit dem Autor
Bernd Müllender bekam viel Applaus für seinen unterhaltsamen Vortrag und signierte noch seine beiden Bücher: »Belgien. Ein Länderportrait« und »100 Orte in Ostbelgien«.
Wer nach diesem Abend (oder nach der Lektüre dieses Textes) nach Belgien reisen möchte: Vom 21. bis 25. September führt Bernd Müllender alle Interessierten fünf Tage durch Brüssel. Themen sind unter anderem die Verkehrswende, die EU-Institutionen, die Gemeinde Molenbeek und »Afrika in Brüssel«.
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