Am Samstag den 5. November haben wir uns nachmittags im Café eigenleben getroffen. Eingeladen waren wir zu einem ganz besonderen Event: Wir sollten dazu angeleitet werden, wie wir unsere Sinne durch Achtsamkeit ganz neu erleben können.
Hilfestellung dazu hat uns die bekannte Medizinjournalistin Gerti Samel gegeben, Gründungsmitglied und Redakteurin bei Cosmopolitan und Autorin zahlreicher Bücher mit dem Spezialthema Naturheilkunde und der Verbindung moderner, ganzheitlicher Denkansätze mit alter Erfahrungsheilkunde.
Wichtig: zur Ruhe kommen
Zunächst hat die Referentin das Publikum, das ein Alterspektum von Anfang 20 bis über 70 umfasste, ganz allgemein darüber aufgeklärt, wie sehr das moderne Leben unsere Sinne überfordert und damit abstumpft. Ständig werden wir zugemüllt von grellen Farben und Lichtern, lauten Geräuschen, heftigen Gerüchen.
Der einzige Sinn, der bei unserem hektischen, der Selbstverwirklichung huldigenden Lebensstil unterfordert ist, ist der Tastsinn. Den aber brauchen wir! Wir brauchen Berührung, die uns das lebensnotwendige Bindungshormon Oxytocin schenkt.
Gerti Samel gab uns zahlreiche Anregungen, wie diesem psychisch ebenso wie körperlich stressfördernden Zustand der »Sinnlosigkeit« zu begegnen ist. Wichtig sei vor allem, mehr auf das hören, was uns der Körper sagt, und zur Ruhe zu kommen.
Danach gingen wir zu einem ganz konkreten Beispiel über: wie lerne ich, meine Sinne durch Achtsamkeit beim Essen zu trainieren und zu intensivieren?
Der Test …
Bevor wir anhand von Saschas Kaiserschmarrn die Probe aufs Exempel gemacht haben, hat Gerti uns zu einem kleinen Test eingeladen: wir mussten die Augen schließen und sie hat jedem von uns ein Stückchen Essbares auf die Hand gegeben. Das sollten wir befühlen, daran riechen, darauf kauen und dann sagen, um was es sich dabei handelte.
Der erste Versuch war relativ einfach: wie haben schnell erraten, dass wir eine Blaubeere in der Hand hielten. Beim zweiten Test waren wir uns alle sicher: das ist eine Karotte! Doch nein, es war Pastinake – und keiner ist drauf gekommen! Das nächste Probierhäppchen war dann tatsächlich ein Stück Karotte, und sofort ist einem der Unterschied zur Pastinake klar geworden.
Es gab dann noch anderes Gemüse und auch ein Stückchen Parmesan, der allein durch den Geruch relativ leicht zu identifizieren war – wenn auch nicht für alle Teilnehmer.
… und die Probe aufs Exempel
Dann wurde der Kaiserschmarrn aufgetischt, ein großer Berg auf einer Platte, begleitet von selbstgemachem Apfelkompott und Zwetschgenröster. Jeder nahm sich, so oft und soviel er wollte und wir versuchten, die verschiedenen Sinneseindrücke zu beschreiben, die sich beim langsamen Kauen einstellten.
Es war ein spannende Erfahrung – und uns wurde auf erschreckende Weise klar, wie sehr uns beim achtlosen Hinunterschlingen unserer Nahrung an wertvollen Erkenntnissen verloren geht.
Gerti gab uns noch viele Tipps, wie wir auch die anderen Sinne trainieren bzw. wieder neu aktivieren können. Ein Waldspaziergang zum Beispiel, bei dem man sich ganz den Eindrücken der Umgebung öffnet, fördert den Gesichts-, den Hör-, den Geruchs- und den Tastsinn.
Wir haben viel gelernt!
Es war ein sehr anregender und gewinnbringender Nachmittag und wir haben viel über bewusstes und achtsames Leben gelernt.
Auch nach dem Ende von Gerti Samels Referat sind wir noch lange zusammen geblieben und haben intensive und persönliche Gespräche mit ihr, aber auch mit den anderen Teilnehmern geführt.
Hoffen wir, dass wir das Gelernte nicht allzu schnell wieder vergessen!